Iris Touliatou – Gift
Iris Touliatou – Gift
Kunsthalle Basel 10.2.-7.5.2023
Ein Text von Géraldine Stieger
Die Ausstellung «Gift» der Konzeptkünstlerin Iris Touliatou befand sich im ersten Obergeschoss der Kunsthalle Basel. Ich schlenderte von der Eingangshalle entlang der mehrläufigen Treppe in das erste Obergeschoss.
Es empfangen mich zwei breit geöffnete Türen mit der Aufschrift « bitte die Kunstwerke nicht berühren». Als ich nun die Ausstellung betrete, von welcher ich mit ausgiebiger Recherche nicht schlauer wurde, werde ich wortwörtlich aus meinen Gedanken gerissen. Der lichtdurflutete Raum, versehen mit einem unangenehmen Weisston, war bis auf einer grün-pigmentierter Wand-Tätowierung leer. Menschenleer. Die hellgrüne Schriftfarbe auf der weissen Ausstellungswand erschwerten mir das Verständnis für den Inhalt. Meine erste Assoziation: handelt es sich hierbei um eine Gedenkstätte? Meine Unwissenheit wird beim Lesen der vereinzelten Texte bestärkt. Juristische Fachwörter und hochgestochene, nicht alltägliche Wörter sind Bestandteil des Textes entlang einer Wand im Raum. Mein uninteressierter Blick schwankte von der Wand entlang auf den Boden. Der dunkle Fischgrätenboden mit Holzlamellen unterstrich das Ausmass des Raumes und somit auch meine Neugier für die eigentliche Grösse. Nach einem kurzen inneren Monolog über die geschätzte Grösse und Potential des Raumes, stand ich mit dem Rücken zur Wand und machte meinen ersten Schritt. Die Holzlamellen auf dem Boden kennzeichneten den Weg von Wand zu Wand.
16 Schritte, 34 Schritte, 16 Schritte, 34 Schritte. Schon stand ich wieder beim Ausgangspunkt der zwei breit geöffneten Türen. Der Raum war sage und schreibe etwa 316 Quadratmeter gross. Mein neugewonnenes Wissen befriedigte mich noch nicht. Wie viele Personen hätten in diesem Raum stehend Platz? Nach kurzer Internetrecherche und stets Niemanden, der mich im Raum besuchte, ergab sich «0.5 Quadratmeter pro Person». Mit Hilfe von einem Stift und der Ausstellungsbeschreibung versuchte ich anhand eines Dreisatzes meine Frage zu beantworten. 632 Personen hätten Platz. Mit 632 PERSONEN könnte ich meine Verwirrung über die Ausstellung teilen und trotzdem stehe ich allein mit Stift, Papier und Handy da, bin froh über die Menschenleere und weigere mich den Wandtext zu lesen.
Lächelnd begebe ich mich zum Ausgang des lichtdurchfluteten Raumes, der mehrläufigen Treppe hinunter und verlasse die Kunsthalle. Unwissend über die Ausstellung und trotzdem belehrt über den Ausstellungsraum fahre ich zufrieden nach Hause.