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Abb. 1

Der Museumsshop im Neubau

Der Museumsshop im Neubau – Aus der Perspektive einer Mitarbeiterin

Ein Text von Hannah Müller

Als Kind nahm mich meine Mutter oft und sehr gerne in Museen mit. Früher war es einer ihrer liebsten Rituale, an einem freien Tag gemütlich durch die ruhevollen Räumlichkeiten einer Ausstellung zu schlendern. Ich erinnere mich kaum noch an die Inhalte unserer Besuche – doch sehr gut daran, wie sehr ich mich immer auf den Museumsshop freute. Für mich war es einer der spannendsten Orte, denn es gab jedes Mal aufs Neue wieder etwas Aussergewöhnliches zu entdecken: egal ob Regenbogenfarbstifte, aufziehbare Holzfiguren oder Minikaleidoskope. Nichts blieb meinen neugierigen, eifrigen Augen und Händen verborgen. 

Viele Jahre sind seitdem vergangen – und wie es das Schicksal (vielleicht) wollte, arbeite ich nun seit längerer Zeit im Neubau Shop des Kunstmuseum Basel. Mein Blick hat sich durch den ständig wiederkehrenden Alltag und der Gewohnheit in der Arbeit verändert. Einst war der Shop eine Stätte, die mich durch die Neuartigkeit und Ausgefallenheit faszinierte. Nun erkenne ich das Spannende jedoch viel mehr im Beobachten, wie Raum und Besuchende hier miteinander interagieren.

Von der Kasse aus ist der Eingang des Gebäudes nicht ersichtlich und es gibt keine Fenster, die auf einen existierenden Aussenraum hinweisen. So fühlt es sich hier oft wie auf einem Filmset an, auch wie die ganzen Menschenmengen plötzlich erscheinen und wieder verschwinden. Die kalte Stahlfassade und der helle Marmorboden im Inneren des Neubaus heben die knalligen Farben des offengelegten Ladens hervor, sodass Besuchende nicht widerstehen können, zumindest für einen kurzen Moment durch das Sortiment des Shops zu schauen.

 Wie in einer Wunderkammer sind die Ablagen wie Tisch und Regal gefüllt mit den verschiedensten Dingen: gross oder klein, riechend oder schmeckend, weich oder hart, glänzend oder matt, berührbar oder fragil. Alles ist klar sortiert. So befinden sich die roten Minigartenscheren neben den Postkarten, abgebildet darauf «Scissors» (1994) von Louise Bourgeois, und die winzigen Andy Warhol Seifen in unmittelbarer Nähe der bunten, blockförmigen Riesenkerzen. Es gibt auch Besucher:innen, die den Shop fotografieren, besonders die riesige Postkartenwand ist ein beliebtes Bildmotiv. (Für diesen Blog durfte ich zum ersten Mal selbst ein Foto machen und es war ein seltsames Gefühl.) Wenn ein Produkt aus dem Museumsshop gekauft wird, so wird ein Stück der Ästhetik des Ladens mit in die Aussenwelt genommen. Es ist komisch, weil ich die Personen kenne, die die Auswahl der Sachen im Laden entscheiden. Und ich frage mich, inwiefern ich selbst zu der Ästhetik und dem inszenierten Shop gehöre, und ob ich in den Augen eines Kindes, das Bild eines Museumsshops mitpräge.

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