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Das Experiment eine elektronische Kunstausstellung mit und ohne Führung zu verstehen

Das Experiment eine elektronische Kunstausstellung mit und ohne Führung zu verstehen

Ein Text von Natalie FitzGerald

Haus der elektronische Künste (HeK), «Future Love – Begehren und Verbundenheit im Zeitalter geformeter Natur», Basel

Am Basler Freilager-Platz befindet sich das Haus der elektronische Künste (HeK) – ein kleines Museum, welches sich der Thematik der Digitalität widmet. Die Ausstellung «Future Love – Begehren und Verbundenheit im Zeitalter geformter Natur» untersuchte Sexualität und emotionale Beziehungen im digitalen Zeitalter und lief vom 18. Januar bis 15. April 2018.

Die Ausstellung wurde an zwei unterschiedlichen Tagen besucht – einmal mit und einmal ohne Führung. Es wird angenommen, dass elektronische Kunst für den Betrachter schwieriger zu verstehen ist als etwa ein Gemälde oder eine Skulptur. Dies liegt zum Teil daran, dass der Betrachter in eine Ästhetik oder eine Realität geworfen wird, die so fremd und anders ist als seine bekannte Welt, dass er mit dieser relativ neuen Form des künstlerischen Ausdrucks überfordert ist . Ziel war es, unsere Impressionen von der Ausstellung zu vergleichen, um zu sehen, ob es notwendig ist, die Werke der elektronischen Kunst von einem oder einer KunstvermittlerIn oder Museumsführer erklären zu lassen, um einen Kontext und emotionale Reaktionion zu den Werken zu wecken. Oder ob das Saalblatt vom HeK alleine ausreichen würde?

Die Führung wurde am Sonntag, den 8. April 2018 von einer Gruppe von rund fünfzehn Personen besucht. Christoph Schneider führte durch eine interessante Auswahl von Werke kuratiert von Boris Magrini und dauerte etwa 55 Minuten. Nach einer kurzen Einführung über das, was wir als Besucher in der Ausstellung erwarten dürften, wurden wir in den Ausstellungsraum geführt.
Im Eingangsbereich der Hauptausstellungshalle stellte Herr Schneider das erste Kunstwerk von Pinar Yoldas mit dem Titel «Genetically Edited Generation: Designer Babies mit zugehörigem CRISPR-Protein“ vor. Die Künstlerin entwarf ihr eigenes SciFi-Szenario und projizierte computergenerierte Visualisierungen von neonfarbenen Retortenbabys auf eine milchige Flüssigkeit auf drei rechteckigen weißen Sockeln. Herr Schneider erklärte, dass die Künstlerin fasziniert und auch entsetzt über die Fortschritte in der Fortpflanzungsmedizin sei und dass sie diese Babys als kleine Monster darstellen wolle, die den Lauf der Natur manipulieren.

Auf der nächsten Ausstellung wurde der Gruppe die Arbeit «Black Box» des Künstlers ::vtol:: vorgestellt. Eine roboterartige Maschine gab eine Klangkomposition von sich, vibrierte und spritzte Wasser in einen transparenten Würfel hinauf. Die Arbeit entstand durch das Sammeln und übersetzen von Biodaten, die der Künstler durch das Tragen von „Wearables“ während des Geschlechtsverkehrs gesammelt hat.
Die Gruppe wurde dann nach rechts zu einem Kunstwerk der !Mediengruppe Bitnik mit dem Titel «Ashley Madison Angels at Work in Basel» geführt. Herr Schneider fragte uns, ob wir wüssten, was ein Chat Bot ist, und nach einer kleinen Diskussion erklärte er, dass die Arbeit mit gehackten Daten von der Ashley Madison Online-Dating-Plattform – einer amerikanischen Website für verheiratete Menschen, die nach einer Affäre suchen – entstanden ist.
Hinter einer temporären Wand befand sich eine Installation von Špela Pertič mit dem Titel «Phytoteratologie», die untersuchte, ob und wie ihr eigenes Östrogen in der Biologie der Pflanzen zusätzlich existieren kann.

Eine solche Ausstellung wäre ohne ein Zimmer worin eine futuristische VR-Pornographie Szene stattfand nicht komplett gewesen. Die Besucher wurden aufgefordert, die Brille anzuprobieren um erste Eindrücke zur Virtual Reality als neue Form der Pornografie zu bekommen.
Eine Auswahl von zehn Werken aus insgesamt fünfzehn wurden während der gesamten Führung betrachtet, beschrieben und diskutiert. Diese Ausstellung zeigte nicht nur eine Ästhetik der elektronischen Kunst, noch versuchte sie, die heutige digital abhängige Gesellschaft in Form von Utopien und Dystopien zu kritisieren, sondern versuchte vielmehr, das Elektronische mit dem Emotionalen zu verbinden. Herr Schneider ermutigte die Gruppe, die Themen der einzelnen Kunstwerke zu diskutieren und ihr eigenes Wissen über ähnliche Werke oder alltägliche Begegnungen mit ähnlichen Geräten und Maschinen zu teilen. Seine profunden Kenntnisse der elektronischen Kunst und ihrer SciFi-ähnlichen Ästhetik sowie anekdotische Informationen über die Künstler und wie die Werke zustande kamen, machten sie sofort zugänglich und leichter verdaulich, anstatt das Saalblatt durchzulesen und das Werk selbst irgendwie zu entziffern.

 

Abb 1: !Mediengruppe Bitnik, “Ashley Madison Angels at Work in Basel”, 2018
Photo: Franz Wamhof
Abb 2: Pinar Yoldas, Genetically Edited Generation: Designer Babies w/associated CRISPR protein, 2018, Photo: Franz Wamhof
Abb 3: Haupthalle der Ausstellung, Photo: Franz Wamhof
Abb 4: Ed Fornieles, Truth Table, 2016, Photo: Franz Wamhof
Abb 5: Spela Petric, Phytoteratology, 2016, Photo: Franz Wamhof

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