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Header Abbildung4. Ingo Höhn

Dido and Aeneas – Ein Theaterbesuch

Dido and Aeneas – Ein Theaterbesuch

Ein Text von Binia Dietz

Die Inszenierung von Henry Purcells Oper Dido and Aeneas am Theater Basel verleiht eine Dimension der Rätselhaftigkeit.  

Bereits im Vorfeld hatten wir uns durch kurze Zusammenfassungen und Erklärungen vorbereitet, um zumindest die grobe Handlung der Oper einordnen zu können: Die karthagische Königin Dido verliebt sich in den trojanischen Helden Aeneas, der jedoch – von dunklen Mächten gelenkt – seine Reise fortsetzen und Dido verlassen muss. Diese tragische Trennung endet im Tod der Königin.

Doch was sich dann im Theater auf der Bühne entfaltete, war für mich weniger eine stringente Nacherzählung als vielmehr ein visuell überwältigender Bilderstrom – eine Art Traumerlebnis, in dem die Grenzen zwischen Realität, Erinnerung und Fantasie verschwammen.

Das Bühnenbild, ein überdimensioniertes Schlafzimmer, wirkte mehr wie ein sakraler Saal als ein intimer Rückzugsort. Links hingen lange Vorhänge vor den Fenstern, in der Mitte ragten hohe Schränke auf, rechts dominierte ein grosses Bett, darüber ein riesiges Porträt. Der Chor war auf einer Empore über dem Raum platziert.

Bereits die erste Szene bot für mich Verwirrung: Aus einem wirren Knäuel von Laken entstieg schliesslich Dido – oder eine ihrer zwei Versionen. Denn erst im Verlauf des Abends wurde für mich deutlich: Zwei Darstellerinnen verkörperten die Königin – eine jüngere, erlebende Dido, und eine ältere, reflektierende. Diese Dopplung verlieh der Erzählung Tiefe, verwirrte jedoch auch, zumal die junge Dido scheinbar zugleich Teil des Hexentrios war, das Aeneas’ Aufbruch herbeiführte.

Immer wieder wurden vertraute Handlungsmomente angedeutet, blieben mir jedoch bruchstückhaft. Menschen kamen und gingen, ihre Rollen schienen fliessend. Drei als Bedienstete interpretierte Figuren sassen auf dem Bett, plötzlich lag ein Kopf im Schoss der einen. Aeneas – ein junger Mann im Sessel – liess sich Tee einschenken, der unaufhörlich überlief. Zwei Bedienstete kämpften vergeblich mit den Laken. Währenddessen regte sich unentwegt das Leben auf der Bühne, so kaleidoskopartig, dass mein Blick kaum folgen konnte.

Ein Höhepunkt für mich war der aufziehende Sturm: Fenster sprangen auf, Sand rieselte von der Decke, drang durch Ritzen und Türen in den Raum. Der Chor auf der Empore wurde vom Wind erfasst und verharrte wie erstarrt in ihrer verwehten Haltung. Dieses Bild – fast apokalyptisch – blieb mir eindrucksvoll haften.

Das Finale schliesslich: Durch ein geöffnetes Tor in der Rückwand, aus hellem Licht und Nebel, trat Aeneas auf. Nackt, blutverschmiert, ein unlebendiges Kind auf den Schultern. Der Schrei, der darauffolgte, war ein Moment roher Emotion, ein Schlusspunkt von beklemmender Intensität. Didos Tod, der sich daran anschloss, geriet fast leise dagegen.

So sehr die Inszenierung auch mit Bildern und Atmosphären überzeugte – inhaltlich blieb sie für mir eher schwer zugänglich. Die Rollen waren für mich nicht klar erkennbar, die Handlung zerfloss.

Die Dido and Aeneas-Inszenierung am Theater Basel ist kein traditioneller Opernabend. Es ist ein visuelles Erlebnis, ein theatralischer Traum. Intensive Bilder, atmosphärische Dichte – auch wenn manches rätselhaft bleibt. Oder gerade deswegen.

Bilder: Dido and Aeneas, Bild 1; Ingo Höhn, Quelle: https://www.theater-basel.ch/de/didoandaeneas (18.05.25)

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