Perfektionierte Unvollkommenheit: Ein Erfolgsrezept?
Perfektionierte Unvollkommenheit: Ein Erfolgsrezept?
Ein Text von Neva Vogel
Die Ausstellung «Perfectly Imperfect» im Gewerbemuseum Winterthur hält meines Erachtens, was sie verspricht – präsentiert wird ein perfekt durchgezogenes Konzept, das von seinen unperfekten Ecken und Kanten in der Ausführung lebt.
Schon ausserhalb des Ausstellungsraumes wird man von einem ersten wohl absichtlich unperfekten Gestaltungselement begrüsst. Zu sehen ist ein Einleitungstext, der wahrscheinlich von Hand aufgepinselt wurde, wenn auch getreu einem durchdachten Layout und sehr präziser Handarbeit. Auch im Innern wird gestalterisch mit Imperfektion gespielt, zum Beispiel durch schräg abgeschnittene Papierrollen, die als Leinwände dienen, oder Projektionen von Alltagsfotos in Handyqualität.
Ausgestellt sind einerseits Objekte, die man als Fehlproduktion bezeichnen könnte, aber auch solche, die gerade wegen ihrer Makel eine gewisse Einzigartigkeit ausstrahlen oder zum Sammlerstück geworden sind. Inhaltlich wird ausserdem auf Themen wie der gegenwärtige Trend von Brocki- oder Flohmarktfunden eingegangen, welcher mit einer gesenkten Erwartungshaltung an Perfektion einhergeht. Besonders spannend fand ich jene Ausstellungsobjekte, hinter welchen ein künstlerischer Prozess steht, der sich zufällige und unkontrollierte Verfahren zu Nutze macht, um eben perfekt unperfekte Resultate zu erzielen. Somit deckt die Ausstellung das Thema meiner Meinung nach auf vielfältige Weise ab.
Ein Kritikpunkt sehe ich jedoch in der räumlichen Strukturierung, denn obwohl ansatzweise nach Themenbereichen in die entsprechenden Zimmerecken platziert wurde, empfand ich den Raum als unordentlich. Obwohl er optisch sehr offen, hell und nicht unbedingt überladen aussah, störte mich, dass es keine Reihenfolge oder logischen Weg durch den Raum gab. Ich denke, mir hätten raumaufteilende Elemente geholfen, um die verschiedenen Themenfelder separat angehen zu können. Schliesslich waren die meisten Ausstellungsstücke nicht als für sich stehende Kunstwerke inszeniert, sondern fungierten eher als zahlreiche Beispiele für einen Gedanken. Abgesehen davon, dass die einzelnen Objekte vielleicht denselben Aspekt verdeutlichen sollten, waren meist keinerlei Bezüge zwischen ihnen ersichtlich. Zusätzlich entstand dadurch, dass Objekte vereinzelt alleine oder unter Glashauben lagen, doch eine spürbare Hierarchisierung.