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Blick Durch Den Langen Ausstellungsraum

SEXY – Triebfeder des Lebens

SEXY – Triebfeder des Lebens

Sonderausstellung im Naturhistorischen Museum Basel

Ein Text von Niklaus Oppliger

Die Ausstellung am Puls der Zeit: mit Fragen zu Geschlecht und Diversität im Kontext der Tierwelt – anschaulich und mit interaktiven Elementen inszeniert. Welche Rolle spielt das Geschlecht in der Evolution, bei der Partnerwahl, im Konkurrenzkampf, bei der Paarung oder bei der Elternrolle? 

Bei meinem ersten Besuch im Naturhistorischen Museum Basel fällt mir die klassizistische Architektur sofort ins Auge. Nachdem ich im modern umgebauten Garderobenbereich mein Gepäck verstaue, will ich direkt in die Sonderausstellung: Wo geht es lang? Die fehlende Signaletik zwingt mich, meiner Intuition zu folgen und die oberen Stockwerke zu erkunden. Im Treppenhaus finde ich schliesslich kleine Wegweiser und gelange nach anfänglichem Herumirren in den obersten Stock. Der Eingang der Sonderausstellung besticht durch seine pinken Aussenwände. Beim Betreten wird klar, dass sich diese Farbenpracht durch das gesamte Ausstellungskonzept zieht. Diese bewusst gewählten, knalligen Farben interpretiere ich als Anspielung auf die Farbenvielfalt in der Tierwelt.

Im ersten Ausstellungsbereich werde ich in die Thematik eingeführt. Hier findet eine Kontextualisierung zu zeitgenössischen Fragen hinsichtlich Geschlechter statt. Begriffe wie biologisches Geschlecht, Gender, Diversität und Geschlechteridentität werden in Bezug auf die Menschen und die Tiere erklärt. Im Gespräch mit einer Mitarbeiterin der Vermittlungsabteilung erfahre ich, dass sich die Ausstellung bewusst von der Ausstellung „queer“ in Bern abgrenzen will. Die Inhalte beziehen sich ausschliesslich auf die Tierwelt und porträtieren nicht den Menschen. Die Mitarbeiterin erläutert weiter, dass die Wanderausstellung „Sexperten“ des Liechtensteinischen Landesmuseums als Grundlage diente. Mit viel Engagement hat das Museum Basel diese Inhalte erweitert. So findet sich beispielsweise neben einem Penisknochen der liechtensteinischen Sammlung neu auch ein Klitorisknochen.

Die verschiedenen Themenbereiche sind farblich klar unterteilt und die Orientierung fällt mir dank der grossen Schriftzüge über den einzelnen Stationen leicht. Mich spricht das bunte Ausstellungsdesign an. Das harmonische Lichtkonzept unterstützt die Leuchtkraft der Farben. 

Bei den einzelnen Stationen finden sich abwechselnd Präparate in oder ohne Vitrine, Bildschirme, Kopfhörer und interaktive Elemente. Zusätzlich laden mehrere Sitzmöglichkeiten zum Verweilen ein. Besonders positiv fällt mir auf, dass bei jedem Präparat die Provenienz angegeben wird. Bedauerlicherweise dürfen gewisse Präparate ausserhalb der Vitrinen nicht berührt werden, was aus meiner Erfahrung für Kinder schwierig zu verstehen ist. Aus pädagogischer Sicht bietet die Ausstellung einen spannenden ausserschulischen Lernort und Anknüpfungspunkte für Themen wie Geschlecht, Fortpflanzung und Sexualität in der Tierwelt. Sensible Inhalte wie beispielsweise Gewalt sind so inszeniert, dass die erwachsenen Begleitpersonen entscheiden können, ob die Kinder durch Gucklöcher schauen oder nicht. Für erwachsene Besuchende bietet die Ausstellung eine Vermittlungsebene, die sich auf die Vielfalt der Paarungsarten, die Lust und das Fortpflanzungsverhalten der Tiere bezieht.

Was nehme ich mit? Binäres Denken in Bezug auf Geschlechter ist auch aus naturhistorischer sowie evolutionärer Sichtweise verfehlt: Die Geschlechter als Triebkraft von Vielfalt und Diversität.

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