skip to Main Content
«Symbiotic Seenig» (2020). 
Erst Erfindet Er Die Sonne Neu. Nun Rührt Olafur Eliasson Die Ursuppe Wieder An. Seine Kunst Tut Fast Alles Fürs Klima. Daniele Muscionico. NZZ, 2020:
Https://www.nzz.ch/feuilleton/tauchgang-in-der-ursuppe-olafur-eliasson-macht-die-kunst-zur-klimakrise-ld.1537764?reduced=true

«Symbiotic seeing» – Olafur Eliasson (2020)

Eintauchen in den Ozean des Geschehens

«Symbiotic seeing» – Olafur Eliasson (2020), Kunsthaus Zürich, 17.01. – 22.03.2020

Ein Text von Luisa Cholewa

Mit «Symbiotic seeing» beschäftigt sich der Künstler mit Themen wie Koexistenz und Symbiose und zielt auf einen grundlegenden Perspektivwechsel. Die Ausstellung lädt dazu ein, nicht nur über den Klimawandel – als Folge menschlichen Handelns – nachzudenken, sondern die Position des Menschen als Teil eines grösseren Systems zu verstehen. (…) eine Welt, die anstelle von Konkurrenzkampf auf Koexistenz und Zusammenarbeit setzt.1

Olafur Eliasson inszenierte die Ausstellung im Kunsthaus Zürich so, dass man als Rezipient:in nach verschiedenen weiteren Ausstellungsräumen, wie zum Beispiel einem mit kunstvoll gestalteten Lampen oder mit dem sogenannten Algenfenster, plötzlich die Lichtinstallation «Symbiotic seeing» betritt und in den Ozean des Geschehens eintaucht.

Nach dem Beiseiteschieben des schwarzen Vorhangs, betreten wir zu zweit den atemberaubenden Raum. Die Wahrnehmung schreitet von den visuellen Farbmischungen aus Türkisblau und Giftgrün, die durch den haptischen, sich im ganzen Raum ausbreitenden Dampf sichtbar werden, über zum auditiven Puffen der Nebelmaschinen, vermischt mit leisen Tönen eines robotergesteuerten Cellos, zum olfaktorischen unbekannten, jedoch beruhigenden Geruch.

Sofort verändert sich die Atmosphäre. Für die meisten scheint diese ruhig, entspannend und einladend, aber auch zeitlos, ausserirdisch oder ozeanisch. Ich fühle mich wohl und warm, wie ein menschlicher Fisch unter Wasser, umgeben von vielen anderen. Die Besuchenden sind Teil eines Ganzen und in gewisser Weise einer Performance. Man kann beobachten, wie sich die Menschen im Raum setzen oder hinlegen, miteinander diskutieren und als Akteuren die Welt zum Leben bringen.

Und so legen auch wir uns auf den weichen Boden und beobachten das Spiel des Dampfes, welcher in Kombination mit der Beleuchtung, sichtbare Strudel und Strömungen zeigt. Wir haben das Bedürfnis die Stellen, wo der Dampf heraus gepufft wird, näher wiederholt anzusehen, fast als wäre es eine Sucht. Wir diskutieren darüber, wie sich diese, nur aus Lichtnuancen und Dampf gestaltete Welt, welche eine so starke ästhetische Wirkung zeigt, zustande kommen kann. Da der Ausstellungsraum keine Semiotik vorweist, kann man nur durch eigenes Beobachten und logisches Nachdenken, das Geheimnis der Inszenierung lüften; senkrechte materielle Laserstrahlen über den Köpfen der Besuchenden stellen, die immaterielle Luft mit dem von oben eintretenden Dampf zur Schau.

Erst später erfuhr ich, dass dieser Mechanismus mit der Körpertemperatur des Menschen interagiert und sich die Ausstellung auf den Klimawandel bezieht. Doch bereits vor zwei Jahren fühlte ich die Verbundenheit der Besuchenden als ein grösseres System und die Koexistenz, welche Olafur Eliasson ausdrücken wollte.


1 «Olafur Eliasson – Symbiotic seeing». Kunsthaus Zürich. Mirjam Varadinis. 2020: https://www.kunsthaus.ch/besuch-planen/ausstellungen/olafur-eliasson/

Roboter-Cello mit Klängen von Hildur Gudnadottir. Aus: «Olafur Eliasson im Kunsthaus Zürich – update». Best of Iceland. 2020: https://www.bestoficeland.ch/kultur/olafur-eliasson-im-kunsthaus-zuerich/

Back To Top