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Verschmelzung von Exponat und Szenografie

Verschmelzung von Exponat und Szenografie

Daniel Robert Hunziker
„Immer wiederkehrende Plötzlichkeit“ Kunsthalle Arbon 14. April bis 19. Mai 2019

Ein Text von Nicole Hanimann

Was passiert, wenn der Künstler nicht nur die Exponate zu einer Ausstellung beisteuert, sondern auch die Szenografie dazu gestaltet?

Ein Beispiel dafür bietet der Schweizer Künstler Daniel Robert Hunziker (*1965 in Walenstadt, lebt in Zürich) in der Ausstellung „Immer wiederkehrende Plötzlichkeit“ in der Kunsthalle Arbon. Das ehemalige Fabrikgebäude zeichnet sich durch den langgezogenen Oberlichtsaal aus. Im Programm der Kunsthalle wird explizit darauf verwiesen, dass „der Schwerpunkt der Ausstellungen bei Werken von Künstlerinnen und Künstlern liegt, die mit installativen Arbeiten einen engen Bezug zu den räumlichen Gegebenheiten der Halle herstellen“.¹

Der Künstler hat hier die gesamte Raumgestaltung selbst konzipiert. In der Auseinandersetzung mit der Halle, hat er mit einem Modell gearbeitet, um die Proportionen zu studieren.² Eine bewusste Entscheidung waren auch die weissen Wände, die den Besucher am Eingangstor durch einen Gang in die grosse Halle leiten. In dem offenen Hallenraum steht zentral eine grosse Installation, aus mit Baustellennetzen bespannten Holzrahmen, die einen zusammenhängenden Körper bilden. Beim Rundgang sind fünf separate Nischen zu entdecken, die als solide weisse Kuben die Fotografien aus dem Archiv des Künstlers ausstellen. Auf die hintere Wand wird mit einem Projektor diese Fotografien in einem 10 sekündigem Wechseltakt projiziert. Auf jeweils zwei dieser Wände werden die Bilder im Querformat und bei drei im Hochformat gezeigt. Alltägliche Objekte werden durch den Blickwinkel, den Kontext und die Positionierung im Foto zu Kunstwerken erhoben. Nicht bei jedem Foto ist ersichtlich, was es genau abbildet. Doch das Motiv ist meist architektonischer Natur. Details von Geländern, Strukturen von Dächern und eben auch Schattenspiele von zerrissenen Baugerüstnetzen. Die Fotografien sind in diesem Fall gleichzeitig auch Inspiration für die räumliche Installation.

Mich hat die skulpturale Installation beim ersten Rundgang so fasziniert, dass die Fotografien sekundär wurden. Durch das Licht, dass durch die Oberlichtfenster den Raum erhellte, entstanden spannende Unterschiede in der Transparenz der bespannten Holzrahmen. Nach jeder Ecke war wieder eine neue Situation zu entdecken. Erst beim zweiten Durchgang, nahm ich mir Zeit alle Fotografien anzuschauen.

Es ist spannend zu sehen, wie die Rauminstallation mit den Exponaten, in diesem Fall den projizierten Fotografien, verschmilzt. Die Szenografie und das Kunstwerk sind nicht mehr trennbar, und bildet eine ganzheitliche räumlich-visuelle Erfahrung.
Ich stellte mir aber dennoch die Frage, ob der Künstler sich der Möglichkeit bewusst war, dass die Fotografien durch seine Installation in den Hintergrund treten könnten. Meine These dazu ist, dass es gar keine Rolle spielt, auf welchen Aspekt der Ausstellung sich der Besucher konzentrieren möchte. Denn in beiden Formen, ob in der physischen Installation oder den projizierten Fotografien, handelt es sich um das Werk des Künstlers und um die ästhetische Wiedergabe seiner Sicht der Welt.


1 www.kunsthallearbon.ch/informationen/leitbild-team/
2 Aussage des Künstlers im Interview mit Dr. Laura Arici, Dozentin ZHdK (05.05.2019)

Abbildungsverzeichnis:

Abb.1 Start der Ausstellung
Abb.2 Installation des Künstlers
Abb.3 Projektion des Fotografie-Archivs des Künstlers
Abb.4 Weitere Fotografie des Künstlers aus der Nähe
Abb.5 Location und Eingangssituation

Alle Fotos stammen von Nicole Hanimann, 05.05.2019

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