Kinderleicht vom Schwein zur Wurst
Ein Text von Charlotte Martin
Museum.bl, «Das Schwein – Sympathisch, schlau und lecker», Liestal, 3.3.2018 – 11.8.2019
In Liestal findet man das der Natur und Kultur verbundene Ausstellungshaus Museum.bl. Es zeigt über das ganze Jahr hinweg verschiedenste Ausstellungen, Dauer- sowie Sonderausstellungen. Das grösste und wichtigste Museum des Kantons Basel-Landschaft soll auf spielerische Weise die ganze Familie ansprechen und weit gefächerte Themen zeigen.
Die Sonderausstellung mit dem Titel «Das Schwein – sympathisch, schlau und lecker» weckte in mir die Neugier, da sie klar auf die Fleischproduktion und Nahrungsgewohnheiten hindeutet. Die die didaktische Funktion wird hier bereits klargestellt.
Die Ausstellung wurde bewusst für Kinder gestaltet und soll ihnen auf spielerische Art und Weise den Konsum von Schweinefleisch näherbringen und darauf sensibilisieren. Die Raumführung wurde hier klar beachtet, denn wir – als linksorientierte Wesen – landen zu Beginn der Ausstellung in der Zucht der Ferkel. Mit vielen verschiedenen Spielen und Audiostationen erlernt man auf kinderleichte Weise den Weg des Ferkels zum Schwein, zum Schlachthof und anschliessend zur Wurst.
Die Mischung aus Zucht und Schlachtung erzeugt in meiner Sicht bei den Kindern genau die richtige Menge an Sympathie für das Schwein und mehr oder weniger schockierende Realitäten. Man versucht mit einer sensiblen Herangehensweise das Thema der Schlachtung bewusst zu machen, aber dennoch nicht ins Negative zu ziehen. Die Kinder bekommen die Chance, ihre eigene Meinung über das Thema des Fleischkonsums aufzubauen.
Ich finde es wichtig, dass Museen an zeitgenössische Konfliktpunkte anknüpfen und eine aufklärende Haltung gegenüber den aufwachsenden Generationen zeigen. Ein Museum wie das Museum.bl soll zum spielerischen Erlernen beisteuern und einen erlebnisreichen Besuch bieten.
Die Ausstellung wurde in erster Linie für einen Besuch mit Kindern ausgelegt. Und so positiv das im Grundsatz ist, so wenig vermag die Schau bei Erwachsenen vollends durchzudringen. Der Schockmoment bleibt aus und der Fleischkonsum wird dem Erwachsenen auf eine zu banale Art erzählt. Meiner Ansicht nach darf das Museum bei einem so kontrovers diskutierten Thema, wie dem Fleischkonsum, durchaus auch eine politische Haltung einnehmen. Vor allem, da dieses fest auch mit dem zurzeit breit diskutierten Klimawandel und den daraus folgenden Konsequenzenin Verbindung steht.
Fazit: Eine gelungene Ausstellung für Kinder, eine zu oberflächliche Haltung für Erwachsene.
Bildquellen:
Abb.1: 1. OG, Foyer, Einleitung in die Ausstellung
Abb.2: Aufzucht-Station mit wärmenden Sitzkissen
Abb.3: Transport-Station mit Sitzmöglichkeiten auf einem Anhänger
Abb.4: Schlacht-Station mit zensierten Schlachtbildern
Abb.5: Verarbeitungs-Station mit vergleichenden Gewichten zum selber ausprobieren
Abb.6: Grill-Station mit Grillstelle
Fotografien von Charlotte Martin