Banksy im Adlon – eine Frage des Framings
Banksy im Adlon – eine Frage des Framings
Ein Text von Ruth Scheel
Ein Besuch der Ausstellung „The Art of Banksy“ im ehemaligen Clubrestaurant FELIX des Berliner Hotels Adlon. Das Adlon? Ja, das exklusivse Hotel, zwischen der Vergnügungsmeile rund ums Brandenburger Tor und dem Holocaust Mahnmal gelegen, drängt die Frage nach einem passenden Rahmen für eine Street-Art-Ausstellung auf.
Banksy musste sich immer wieder der harschen Kritik aus der Street Art-Szene stellen.
Ihm wurde der Ausverkauf einer Subkultur vorgeworfen – sind doch die flüchtigen Graffitis per se an ihr direktes urbanes Umfeld gekoppelt. In einer Ausstellung werden die Graffiti ihrer ursprünglichen festen Bestimmung als urbanes Statement beraubt und ihrem „Träger“ – der Wand, der U-Bahn entrissen. Graffiti haben an sich schon eine kurze Lebensdauer, werden sie doch stets übermalt, zerstört oder verblassen. Banksys Original-Arbeiten in London hingegen werden mittlerweile mit einer Plexiglasscheibe geschützt, um sie vor dem Diebstahl mit Hammer und Meissel zu bewahren. 1
Mit der genialen Idee, aus seinen Arbeiten „verkaufbare“ Kunsteditionen zu generieren, strich Banksy Millionenbeträge ein: Bei den prominenten Käufern, wie Brad Pitt, schliesst sich der Wertschöpfungsspirale aufs Feinste: Er ist regelmässiger Gast im Adlon.
Jetzt sind die Arbeiten gerahmt, eingefangen und somit mobil, verpackbar, transportierbar und bewertbar. Durch ihre Verwandlung in „Exponate“ können sie nun im Kunstkontext besprochen, katalogisiert, beziffert, bewertet und achiviert werden. Auf diesen Zug springt Banksys ehemaligem Manager Steve Lazarides auf, der sich als Kurator der Ausstellung präsentiert.
Sowohl die Auswahl der Werke, als auch deren Präsentation im schlecht ausgeleuchteten, verwinkelten Keller-Club überraschen leider nicht. Der stolze Eintrittspreis von fast 20 Euro dürfte für die meisten abschreckend sein – Aber wer es sich leisten kann, darf gleich im reichlich bestückten Gift Shop zugreifen, oder sich an der Bar etwas gönnen. Ist das nun Geldschneiderei oder ein cleverer Beitrag zur Debatte um einen entfesselten Kunstmarkt? So oder so – es fehlt die gestalterische Hülle, damit das Werk vielschichtig rezipiert werden kann.
Die als Wanderausstellung konzipierte Werkschau, gastiert zur Zeit im Bikini Berlin – der hippen Design Mall direkt neben dem nächsten Berliner Wahrzeichen: der Gedächtniskirche.
1 Warum du deine eigenen Graffitis zerstören solltest
https://www.vice.com/de/article/vdj3my/warum-du-deine-eigenen-graffiti-zerstoeren-solltest-123