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Abb. 1 Ausstellungsraum Für Instrumente Und Medikamente

DER PSYCHO IN MIR


DER PSYCHO IN MIR

Mein verlorener Fokus in der Ausstellung

Ein Text von Sophie Meyer

„verrückt normal“ ist eine Sonderausstellung im Historischen Museum zur Geschichte der Psychiatrie in Basel.

Nach dem Besuch im Rahmen des Studiums entscheide ich mich aufgrund der spannenden Thematik, die Ausstellung ein weiteres Mal zu besuchen. Besonders der Bereich über die verwendeten Medikamente und Instrumente möchte ich mir dabei noch einmal in Ruhe ansehen.

Der Besuch überschneidet sich jedoch, ohne es vorab zu wissen, mit dem Aktionstag „Happy Day“. Dieser ist jeweils am ersten Sonntag eines Monats und ermöglicht den freien Eintritt ins Museum. Bereits beim Betreten der Barfüsserkirche fällt mir deshalb die grosse Anzahl der Besuchenden auf. Ich gehe dennoch zielsicher, da ich mich infolge der vorherigen Führung „auskenne“, ins Untergeschoss.

Der Weg zur Ausstellung führt vorbei an einer riesigen Lentikularwand, auf der mit grosser Schrift der Ausstellungstitel geschrieben steht. Durch sie treten die Besuchenden bewusst unbewusst mit dem Thema „verrückt“ und „normal“ – beziehungsweise die verschiedenen Blickwinkel darauf – in Kontakt.

Die als Raum-im-Raum gestaltete Sonderausstellung besteht aus ungefähr sieben thematisch gegliederten Bereichen. Zu Beginn des eigentlichen Ausstellungsraums dominieren an der Decke angebrachte Fadenvorhänge. Fasziniert von deren Haptik, greife ich nach einem Bund Fäden. Was auf sie projiziert wird, interessiert mich dabei kaum. Ohne in Gefahr zu laufen, mich auf dem Weg zum nächsten Raum in den Fäden zu verfangen, teile ich, ähnlich wie Moses das Meer, die Fadenvorhänge vor mir.

Bei „korrektem“ Durchlaufen der Räume erinnern diese – für mich nur anhand der Beschriftung der Türen erahnbar – an die verschiedenen Schritte einer psychiatrischen Abklärung. Trotz des grossen Orientierungspfeils am Boden im Eingangsbereich wird bei genauerer Beobachtung der Besuchenden klar, dass „korrekt“ durch die Ausstellung zu laufen, nicht so einfach ist.

Noch bevor ich allerdings den ersten Abklärungsraum betrete, fällt mir die grosse Gruppe auf, die an der öffentlichen Führung teilnimmt. Obwohl ich deshalb kurz überlege, das Museum zu verlassen, entscheide ich mich, zu bleiben.

In der blau dominierten Ausstellung trennen lediglich weisse, dünne, über Rahmen gespannte Stoffe die einzelnen Räume voneinander. Diese Art der Raumtrennung hemmt zwar den Durchblick, stellt jedoch akustisch keine Barriere dar. Besonders durch die hohe Anzahl von Besuchenden ist dies deutlich spürbar und noch besser hörbar, was das konzentrierte Erleben der Ausstellung erheblich erschwert.

Abb. 2 Ausstellungsraum “Tests“

Gegen Ende im Themenbereich der Medikamente und Instrumente angekommen, ist es besonders eng. Aufgrund der unterschiedlichen Tempos erreiche ich kurze Zeit nach der Führungsgruppe denselben Raum. Dezent genervt, quetsche ich mich durch die Menschenmenge mit dem Ziel, zumindest auf der gegenüberliegenden Seite des Raums etwas mehr über die angewandten Mittel zu erfahren. Schnell verspüre ich den Druck der Personen hinter mir, sodass ich leicht enttäuscht nach kurzer Zeit zum Ausgang gehe.So sehr ich freie Eintritte begrüsse, geht für mich bedauerlicherweise die Wirkung der Ausstellung in der überfüllten Atmosphäre verloren. Das führt dazu, dass ich mich weniger konkret an den Inhalt erinnere, dafür umso mehr an das störende Engegefühl in den einzelnen Räumen. Die Inszenierung mittels den verschiedenen psychiatrischen Abklärungsschritten ist meiner Meinung nach eine gelungene Idee. Allerdings empfinde ich den Weg in den Ausstellungsrundgang, als nicht selbsterklärend, was der Informationsmenge nicht schadet, jedoch die ursprünglich angedachte Dramaturgie verändert. Trotz all der eben beschriebenen Umstände ist die Ausstellung dennoch spannend und informativ. Ein Besuch ausserhalb eines „Happy Days“ ist daher sehr empfehlenswert.

Abb. 3 Ausstellungsraum mit Blick auf Ausgang

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