Onlinekultur – Hab noch nie und will nie mehr
Onlinekultur – Hab noch nie und will nie mehr
Online Ausstellung «leaving marks» auf swiss-ce.ch
7. – 12. Mai 2020
Ein Text von Emily Vollmer
Stechendes Orange und knalliges Blau, in weiss: unverkennbar die Schrift der FHNW. Schonungslos knallt mir das Layout der Ausstellung entgegen. Schonungslos knallt der Ausstellung mein verschlafenes Lockdown Gesicht entgegen. Willkommen zum ersten Aufeinandertreffen von mir mit der Onlinekultur.
Vor zwei Tagen kam die Einladung per Mail. Ich fühlte mich geehrt bis ich auf den Verteiler blicke: einmal an die ganze FHNW. Nun gut. Sie eröffnet erst in zwei Tagen und ist dann nur für etwa eine Woche zugänglich, was passiert wohl mit dem Link danach? Ich muss aufpassen, dass ich sie nicht verpasse.
Über die offizielle Webseite des Swiss Culture Entrepreneurship gelangt man durch einen weiteren Link auf die Seite der Ausstellung. Ein kurzer Einführungstext eröffnet das aussergewöhnliche Format. Jetzt bin ich drinnen, oh! Der Text ist auf Englisch verfasst. Schnell ein neuer Tab für Google Translate. Ah, darum geht’s also. Wieder zurück zur Ausstellung. Gezeigt werden verschiedene Geschäftsmodelle von Doktorierenden aus dem Kunst- und Designbereich. Dabei kreisen die Projekte um die gemeinsame Idee des friedlichen Zusammenlebens von Pflanzen, Mensch und Tier. Die Ideen reichen von Wohnmodellen über Ausstellungsarten bis hin zum Umgang mit Essen und Umwelt.
Es handelt sich bei «leaving marks» nicht um eine Ausstellung, die digital festgehalten wurde und in diesen Zeiten schlicht nur so zugänglich ist. Sie ist also keine digitale Imitation, sondern tatsächlich eine eigens für das Format der Website gestaltete Form der Ausstellung. Der Aufbau ist in linearer Reihenfolge gestaltet. Zu Beginn eine Einführung, im Folgenden die Projekte und zum Schluss die Sponsoren. Inhaltlich sind ihr gegenüber einem physischen Ausstellungsformat also keine Nachteile gegeben. Durch was sie sich jedoch unweigerlich unterscheidet, ist die Bewegung, mit der man durch die Ausstellung geht. Ich beginne, mich vorsichtig darin zu bewegen, also rauf und runter zu scrollen.
Jede Arbeit wird durch einen kurzen Film illustriert. Man kann die einzelnen Videos anklicken. In weiter Ferne klingt das Geräusch an mein Ohr, das muss wohl aus der Küche kommen. Mein Laptop ist noch mit dem Bluetooth Lautsprecher verbunden – einmal trennen. Zurück zum Video. Wow! Das ist ein schönes Projekt, um was geht’s genau? Ergänzend dazu findet sich jeweils eine schriftliche Erklärung, welche zugleich auf weitere Links verweist. Das Erlebnis kann also nach individuellem Interesse ergänzt werden. Ah, steht ja da. Und schon poppt die erste WhatsApp Nachricht: «Wenni verzichte müesst würdi nur s stoffige neh» Hä? Da muss ich nochmal lesen, was ich vorhin geschrieben hatte. Ach so! Alles klar, ich schreibe schnell zurück und jetzt Fokus!
Die Ausstellung selber ist tatsächlich sehr interessant, die Projekte werden mittels dieser Videos und dazugehörigen Links gut aufgeführt und erklärt. Durch das Medium des eigenen Laptops, durch welches sie erlebt werden muss, gestaltet sie sich dann aber doch zu einem sehr speziellen Erlebnis. Ich maximiere den Bildschirm und blende alles andere aus. Endlich kann ich mich voll und ganz auf den Inhalt konzentrieren, ich lese, schaue, denke, lese weiter und der Bildschirm wird schwarz – Akku leer.
Abb. 1: Screenshot der Ausstellung
Abb. 2: Frontkamera meines Laptops