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Abb.1 EstherStocker
Abb.1 EstherStocker
Abb.2 Valentin Caron  We You You They I Andrew Bricks Malerei Variant T S
Abb.3 Timo Nasseri Florenz–BagdadJPG
Abb.4 Timo Nasseri Florenz–BagdadJPG
Abb.1 EstherStocker Abb.2 Valentin Caron  We You You They I Andrew Bricks Malerei Variant T S Abb.3 Timo Nasseri Florenz–BagdadJPG Abb.4 Timo Nasseri Florenz–BagdadJPG

Alles für die Selbstinszenierung

Alles für die Selbstinszenierung

Zur Ausstellung Konkrete Gegenwart im Haus Konstruktiv Zürich von 7.2.19-7.5.19

Ein Text von Nicole Imhof

Socialmedia-Plattformen sind die Gegenwart für Werbeflächen. Das haben in den letzten Jahren auch Kunst- häuser und Museen zur Kenntnis genommen und nützen es für ihre Publicity. Ich habe beobachtet dass eseinen Trend gibt für Ausstellungsräume die sich perfekt eignen für Selfie-Hintergründe. Nicht nur Modehäu- ser und Labels nutzen die Hashtags für Werbung und Neugewinnung von Konsumenten anscheinend auch die Kunst-Institutionen.

Im Februar besuchte ich die Ausstellung „Konkrete Gegenwart“ im Haus Konstruktiv in Zürich.
Die Ausstellung wird so beschrieben: „Ausgehend von der Frage, inwiefern die gegenwärtige Kunstproduktion an unser kunsthistorisches Erbe andockt, präsentiert das Museum Haus Konstruktiv eine gross angelegte Gruppenausstellung mit Statement-Charakter.“¹

Der Ausstellungstext mit dieser „Ankündigung“ des Hauses stimmte mich schon von Anfang an skeptisch. „Statement-Charakter“ klingt für mich schon nach einer oberflächlichen Auseinandersetzung mit der Auswahl der Werke und Künstler. Das Motto scheint mir „Hauptsache Aufmerksamkeit generieren“ zu sein. Ich gehe mit der Erwartung in die Ausstellung, Werke zu sehen, die durch ihr Äusseres auffallen, wobei derProzess oder die Gedanken der Künstler im Hintergrund verschwinden.

34 Künstlerinnen und Künstler aus dem In- und Ausland präsentierten ihre Werke auf den vier Étagen. Die Ausstellung bot einen spannenden Mix von Skulpturen, zweidimensionalen und raumumfassende Werke. Viele Werke wurden harmonisch miteinander in Beziehung gesetzt, wie die Metallobjekte von Valentin Caron „We you you they I“ 2013 vor Andrew Bricks Malerei „variant t-s“ 2013-14 (Abb.2). Die Räume wurden teil-weise von Künstler selbst in das Werk einbezogen, wie die Bespielung des Treppenhaus von Esther Stocker (Abb.1), die eine Sogwirkung erzeugen soll, welche vor allem auf der Fotografie auf dem Handy deutlich wird. Diese Installation konzipierte sie speziell für diese Ausstellung.

Das Werk “Florenz–Bagdad“ (Abb.3+4), 2016, von Timo Nasseri war ein raumfüllendes Spiegelkunstwerk. An vier Wänden wurden asymmetrische Spiegelteile in leicht unterschiedlichen Winkel angebracht. Das Spiegelbild hat sich in diesen Winkel gebrochen, sodass es an ein Kaleidoskopbild erinnerte. Auch hier wirkte das Werk extrem gut auf der fotografischen Abbildung. Mir schien der Raum wurde ausschliesslichmit dem Gedanken an einen Foto-Post entworfen.

Meine Erwartungen wurden teilweise bestätigt. Viele Werke bildeten eine attraktive Selfie-Kulisse und fielen auf durch ihre Präsentation, was wiederum für eine gelungene Kuration spricht. Doch aus dem Eindruck, der die Instagramseite des Hauses macht, kann ich schliessen, dass die Kuratorin die neuen Medien in dieAusstellungsgestaltung stark miteinbezieht.

Auch für Messen, wie zum Beispiel die diesjährige Salone del Mobile sind die sozialen Netzwerke ein wesentlicher Bestandteil der Werbe- und Image-Strategie. „Obwohl der Mailänder Möbelsalon eine sehr physischeVeranstaltung ist, bei der man viele Dinge anfassen, besitzen oder in Bewegung setzen darf, findet er auch in den sozialen Netzwerken statt. Durch die Linsen renommierter Designer, Kuratorinnen, Architekten und Journalistinnen wird man nicht nur durch exklusive Showrooms und Galerien geführt – sondern erhält auchEinblicke in die privaten Salons und Palazzi der Szene.“²

Wie wichtig dürfen die Social-Media Plattformen für die Kunst- und Designwelt sein? Wo liegt dann der Fokus? Auf der Inszenierung im Web oder der Realität?


1 Schaschln, Sabine: Konkrete Gegenwart, Jetzt ist immer auch ein bisschen gestern und morgen, Ausstellungsdossier, Haus Konstruktiv, Zürich 2019.
2 Streiff Corti, David: https://bellevue.nzz.ch/design-wohnen/salone-del-mobile-milano-2018-diese-sechs-instagram-accounts-machen-uns-den-guide-am- salone-del-mobile-in-mailand-ld.1376707, (Zugriff: 28.6.19)

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