Der atmosphärische Kontrast des Gletschermuseums zum White Cube
Der atmosphärische Kontrast des Gletschermuseums zum White Cube
Ein Text von Michael Mettler
Gletschermuseum, Luzern
Hundert Meter oberhalb des berühmten Bourbaki-Panoramas befindet sich der Gletschergarten. Das historische Innerschweizer Haus inmitten des Gletschergartens beherbergt fünf verschiedene Museen. Ich widmete mich dem Gletschermuseum. Die Ausstellung behandelt die Themen: Gletscherschwund, Verschmutzung durch den Menschen, Eiskristalle und Schweizer Gletscher.
Der Eingang bildet ein Halbrund mit einer Öffnung, welche an eine Gletscherspalte erinnert. Der Schriftzug lässt in seiner ästhetischen Wirkung ahnen was sich darin befinden wird. Schon beim Eintreten in den dunklen Raum herrscht eine eiskalte Atmosphäre, obwohl der Raum nicht gekühlt ist. Das blaue Licht am Boden, welches die Exponate beleuchtet, unterstützt das kalte Gefühl. Dies hat zur Folge, dass sich niemand lange vor den Exponaten aufhielt.
Die Reliefs werden von warmen Lichtern beleuchtet und brechen somit den Stil der Ausstellung.
Der Raum ist rund 75m2 gross, ist durch Glasscheiben mit gletscherspaltenartigen Öffnungen in drei Teile gegliedert und hat eine tiefe Decke. Sie untermalt den drückenden Raum und der Museumsraum wird als Getscherspalte konnotiert. Für die Exponate und die Aufenthaltszeit in diesem kleinen Raum ist die Inszenierung als ungeeignet zu betrachten. Die Inszenierungspraxis zielt auf den Inhalt der Ausstellung ab. Die Dramatik des Gletscherschwundes und unserer Umwelt wird uns durch die dunklen Blautöne zur Schau gestellt. Es ist jedoch nicht leicht den Inhalt aufzunehmen, wenn der Besucher das Gefühl hat zu frieren. Im Gegensatz zum White Cube erfährt der Gast nichts von der Architektur dieses Raumes. Schade eigentlich, wenn man bedenkt welche Geschichte dieses Haus in sich trägt. Die Architektur des Gletschermuseums interagiert nicht mit den Exponaten bei dieser Art von Beleuchtung. Durch das Öffnen der zwei Türen am Ende des Raumes wird die Atmosphäre zerstört. Das warme Licht tritt in den Raum und zieht den Besucher in Richtung Ausgang. Die Assoziation des Gefangenen in der dunklen Gletscherspalte, welcher gerettet werden möchte, wird spürbar. Der Besucher wird vom warmen Licht ans ’’Tageslicht’’ gezogen. Die Atmosphäre im White Cube assoziiere ich mit einer himmlischen Wirkung. In mir entsteht ein Wohlgefühl. Somit bietet er eine lange und konzentrierte Aufenthaltszeit. Das dunkle Gletschermuseum lässt kalt haben und ich möchte möglichst schnell raus.